Buch - ein Wort mit vier Buchstaben, aber eine unendliche Wirkung. Wie wohltuend, prägend und wichtig Bücher sind, darüber habe ich mir Gedanken gemacht ...

Wenn Bücher Menschen formen … Ein Text über den Zauber von Büchern

Es ist längst an der Zeit sich bei Weise Wortwahl auch dem Thema oder viel mehr dem Phänomen des Lesens zu widmen.

Bei mir begann es in der Kindheit …

Ich bin in einem sehr kleinen Ort aufgewachsen. Es gab eine kleine Stadtbibliothek. Diese befand sich an einem Ende der Stadt und ich mich am anderen. 30 Minuten Gehweg, Regen, Schnee oder Hitze hinderten mich nicht diesen verblüffenden Ort immer und immer wieder aufzusuchen. Dort vergaß ich auch sehr gerne mal die Zeit, was bei Mama zu Sorgen und Kummer führte. 🙂 Sie verzeihs mir …

Doch würde ich gerne ein besonderes, prägendes Buch herauspicken und darüber erzählen, wie dieses mich im jungen Alter prägte. Es war in der 2. Klasse. Wir wollten ins „Indianerlager“ fahren. Das heißt, wir haben uns wochenlang auf ein zweitägigen Campingausflug im Wald vorbereitet. Kostüme genäht, Masken gebastelt, uns Namen vergeben und das wichtigste ein Buch gelesen: „Fliegender Stern“ von Ursula Wölfel.

Ich kann mich sicher nicht an Details erinnern, aber ich erinnere mich sehr gut an die Gefühle, die beim Lesen entstanden sind. Man muss dazu sagen, als Kind war ich ein ziemlicher „Junge“. 🙂 Ich habe den Mädchenkram abgelehnt, habe das Abenteuer geliebt, mit meinem Bruder und den anderen Jungs gerne Fußball gespielt, rosa war ein absolutes Tabu usw. 😀 Daher war das genau das richtige Buch und der richtige Ausflug für mich. Ich weiß noch ganz genau, wie vertieft ich beim Lesen war, als ich in meinem Bett lag. Mit Spannung habe ich immer erwartet, was als Nächstes passiert. Vor allem dachte ich, wir werden ähnlich, abenteuerliche Dinge im Indianerlager erleben, wie der fliegende Stern und sein Freund Grasvogel.

So sollte es kommen. Mein Name war weiße Rose (Esragül; Gül=Rose) und unser Lehrer war der Häuptling (dessen Indianername mir leider entfallen ist). Natürlich waren wir keine echten Indianer und natürlich jagten wir keine Büffel und es waren keine „Weißen“ hinter uns her. Doch ein kleines Abenteuer sollte doch noch geschehen. Am zweiten Tag besuchten wir einen Reiterhof. In einer Reihe sollten wir uns aufstellen. Immer fünf Kinder durften im Kreis auf fünf Pferden im Schritttempo reiten. Jedes Pferd wurde von einem Erwachsenen geführt und nach paar Minuten losgelassen.

Gespannt wartete ich, dass ich endlich dran kam. Auf dem Pferd angekommen dachte ich nur: „Wie und das wars jetzt schon?“. So stellte ich mir das Indianerlager nicht vor und vor allem nicht, wenn ich an den fliegenden Stern und Grasvogel dachte … Da passierte es, was mir als Kind oft passierte: ich suchte das Abenteuer. (Beim Schreiben gerade kann ich mir wieder einmal das Lachen nicht verkneifen.) Ich fing an mit meinem Fuß hinten das Pferd leicht anzustupsen und flüsterte ihm ins Ohr „hüüjaaa“. Es passierte nichts. Dann tritt ich ihn einige Male leicht und schrie etwas lauter und mehrfach hintereinander „hüjaaa, hüüjaaaa“.

Alle drehten sich um, mein Lehrer wunderte sich, doch bevor irgendjemand mich ermahnen konnte, galopierte das Pferd davon … ich musste mich plötzlich um den Hals des Pferdes klammern, damit ich nicht runterfiel. Mein Lehrer und die Mitarbeiter brachten zunächst die anderen Pferde und meine Mitschüler in Sicherheit und versuchten dann mein Pferd zu beruhigen, doch er galoppierte und galoppierte im Kreis und das sehr schnell. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Irgendwann schafften sie es die Leine festzuhalten und das Pferd zu beruhigen. Sie nahmen mich vom Pferd herunter und bevor ich eine Lektion erteilt bekommen konnte fing ich an zu weinen. 😀 Soviel zu meiner Phantasie …

Nichtsdestotrotz bin ich froh, um diese Erfahrung. Heute habe ich ein lustige Geschichte zu erzählen und eine Gemeinsamkeit mit meinem damaligen Idol dem fliegenden Stern …

Bücher geben Wissen und Liebe ab

Ihr kennt das sicherlich auch. Ein gutes Buch zur Hand, ist auf eine gewisse Art eine Auszeit von seinem Umfeld. Ganz gleich wo man sich befindet, ganz gleich welche Uhrzeit, welches Ereignis zuvor geschah oder noch folgen mag. Dieses Buch kann dich herausreißen aus der derzeitigen Realität und dich mitnehmen in das seinige. Allein das ist schon phänomenal.

Ein weiteres Buch, was mich prägte und das erste und letzte Buch, dass ich nur innerhalb ein paar Nächte fertig las war das von Anna Gavalda  „Zusammen ist man weniger allein (Literatur)„.

Dieses Buch und die damit verbundenen Gedanken und Gefühle, kann ich irgendwie schwer beschreiben und es kommt eigentlich nicht sehr oft vor, dass ich über etwas nicht erzählen kann. 🙂 Doch jenseits von dem Inhalt. Es war so schön geschrieben, so echt dargestellt. Ich konnte beispielsweise mir nicht vorstellen, dass das erfundene Figuren und Charaktere sind. Diese Personen in diesem Buch mussten echt sein. So viel verschiedene Themen, die das Leben betreffen, in einer Wohnung zusammengefasst. So viele Dinge, die man sich moralisch abgucken konnte. Ich sage ja, ich kann es nicht genau sagen. Von allen Büchern wollte ich heute dieses vorstellen und erzählen, dass dieses es wert war, schnell durchgelesen zu werden und ein paar Tage schlaflos zur Schule zu gehen. Vielleicht keine vorbildhafte Tat, aber wenn ich nach fast 10 Jahren noch immer so empfinde, dann zumindest eine lohnenswerte.

Der Titel. Zusammen ist man weniger allein. Allein das wärmt, nein erhitzt mein Herz. Da steckt so viel drin. Sie sagt nicht, dass man nicht alleine sei, wenn man zusammen ist, sie sagt man sei „weniger“ allein. Das ist so eine Verniedlichung, so eine Verkleinerung. Das ist ein Trost und da steckt ein „es wird besser“ drin. Dieser Kontrast zwischen zusammen und allein in einem Titel ist so widersprüchlich und so passend zugleich. Als Schreiberin begeistert mich der Titel und ich ziehe mein Hut vor diesem Einfall.

Toleranz, Akzeptanz und Vielfalt. Diese Begriffe sind auch groß geschrieben in diesem Buch. Deshalb auch vorbildhaft. Alt, jung, konservativ, alternativ, krank, gesund. Alles ist dabei.

Meine Empfehlungen

Ich habe mir gedacht von nun an ab und zu solche Empfehlungen zu schreiben. Denn es entwickelt und prägt den Geist von Weise Wortwahl. All diese Dinge sind es schließlich, die meine Auswahl und meine Schriften ausmachen. Auf eine Art soll das ein Einblick hinter die Kulissen meiner Arbeit sein und auf eine andere Art wird es vielleicht ein gemeinsamer Bezugspunkt zu meinen Lesern. Wessen Interesse geweckt wird, der kann sich das Buch mal anschauen und Feedback geben. So könnten wir uns gerne mal austauschen. 🙂

Zusammenfassen lasse ich mich heute von Kurt Tucholsky, der alles fabelhaft auf den Punkt bringt:

„Manchmal, o glücklicher Augenblick, bist du in ein Buch so vertieft, daß du in ihm versinkst – du bist gar nicht mehr da. […] dein Körper verrichtet gleichmäßig seine innere Fabrikarbeit – du fühlst ihn nicht. Du fühlst dich nicht. Nichts weißt du von der Welt um dich herum, du hörst nichts, du siehst nichts, du liest.“

Esragül Schönast

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